Wie sehr Vorurteile und Meinungen durch falsche Berichterstattung der Journale gegen alle Evidenz festsitzen, kann ich durch viele Episoden beschreiben.
Ein Gegner Hundertwassers und des Hauses steht neben mir, etwa 10 Meter vor dem Rohziegelbau, mit Blick auf die Ziegel und sagt: „Schämen Sie sich denn nicht, einen antiökologischen Betonbunker zu bauen?“ Obwohl ich ihm die Ziegel zeige, ihn an die Ziegelmauer führe und die Ziegel angreifen lasse, bleibt er bei seiner Meinung und publiziert das in der Zeitung.
Ich bin kein Gegner des Betons.
Mit Beton kann man phantastische Dinge bauen:
Z.B. 1. Schiffe (Ferrocementboats); sie sind in Neuseeland, Australien und den USA sehr beliebt und haben einen Geruch innen wie alte Kathedralen mitten auf dem Meer.
2. Unterlagen für hängende Gärten und Wälder auf dem Dach in der Stadtwüste hoch oben.
3. Unsichtbare, außen und innen bewaldete Autostraßen im Stadtbereich usw.
Ich wäre auch mit einem Betonskelettbau aus Einsparungsgründen einverstanden gewesen. Jedoch die Gemeinde Wien hat entschieden, daß das Haus in Ziegelbauweise errichtet wird, wie nur wenige in Wien.
Die Ziegelmauern sind ganz unüblicherweise 38 cm dick. Es wurden drei verschiedene Ziegeltypen verwendet: für die verputzten Mauern außen und innen Hohlziegel und neue Vollziegel; für die sichtbar bleibenden Ziegelmauern der Dachterrassen alte Vollziegel mit dem Kaiserwappen aus Abbruchhäusern.
Beton wurde verwendet für das Fundament und die Tiefgarage, für die Zwischendecken, für die Unterlage der Erdaufschüttungen auf dem Dach, für das Torgewölbe, für die auskragenden Teile und die Kaffeehaus-Terrasse. Wenn man das Haus waagerecht in Brusthöhe durchschneidet, trifft man rundum in den Geschossen nur auf Ziegelmauern.
Hundertwasser, 1985