Die Terrassen

Eine der bewaldeten Terrassen. Foto: Kurt Pultar

Die hängenden Gärten der Semiramis in Babylon waren wahrscheinlich begrünte Terrassen.

Nicht die nach hinten versteckten, sondern die zur Straße hin offenen Terrassen sind ein Geschenk für alle – auch für die, die nicht unter den Terrassen geschützt wohnen, und die, die nicht die Terrassen benützen dürfen. Terrassen zur Straße hin nehmen dem Haus die senkrechte Aggressivität, der Straßenlärm wird gemildert, weil das Echo nicht mehr zwischen Häuserschluchten gefangen ist.

Sind die Terrassen begrünt und bewaldet, so entsteht ein Berg, in dem auch Menschen wohnen. Durch eine Stadt mit aufsteigenden Terrassen zu gehen, ist wie durch ein sanftes grünes Tal zu wandern.

Auf vierzehn große und ebenso viele kleinere Grünflächen und in die Baummietertröge auf dem Haus wurden 900 Tonnen Erde hinaufgetragen. Ein Teil der Terrassen ist öffentlich, ein anderer privat, und ein dritter ist für die Spontanvegetation reserviert, d.h. für Menschen nicht begehbar und benützbar. Wenn man die unter den Senkrechten liegenden Grünflächen des Hauses mit einbezieht, ist die Grundrißfläche mehr als 100 % begrünt und bewaldet. Auf dem Dach wurde der Natur zurückgegeben, was das Haus ihr weggenommen hat.

Erste Schritte der Dachbewaldung. Foto: Bernd Lötsch

Die Wurzeln der Bäume werden zwischen zwei 3 x 3 m großen Gittern aus dicken, rostfreien Stahlstangen verankert. Darunter liegen drei Profilstangen im Dreieck verschweißt, und von den Ecken her wird der Baum gehalten und gestützt, bis die Wurzeln im Gitter Halt gefunden haben. Darunter liegen zwei wurzelfeste Vliese mit Blähton dazwischen, darunter eine wurzelfeste Folie auf Schutzbeton und darunter erst die eigentliche Isolierung aus Wärmedämmung, wurzelfester Folie und fünf Bitumenschichten auf an den Rändern abgeschrägter Betonwanne. Die Verankerung wurde von Gartenarchitekt Sepp Kratochwil entwickelt.

Hundertwasser, 1985

Kategorie(n): Hundertwasser zum Haus

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